Mädchenbeirat im JBZ Mödling

Nicht nur in der Schule, auch zu Hause gibt es keinen Platz für Fehler. Gerade Mädchen werden durch Social Media in eine perfekte Welt geboren, der sie sich vermeintlich anpassen müssen. Wer will kein Insta-worthy Leben führen? Der perfekte Job, der perfekte Urlaub, die perfekte Beziehung und das perfekte Auto. Die Angst, in so einer Welt einen Fehler zu machen, ist daher entsprechend hoch. So entsteht Stress, der die mentale Gesundheit nachhaltig zum Negativen beeinflusst. Die Covid19-bedingten Lockdowns haben sich laut der COPSY- Längsschnittstudie 1 (Frühjahr 2022) bei Mädchen besonders negativ auf deren Psyche ausgewirkt. Psychische Belastungen führen in weiterer Folge zu Arbeitslosigkeit und fehlendem Antrieb, Lehrstellen oder Jobs zu suchen.

Die Failstunden begannen stets nach dem gleichen Prinzip. Besonders wichtig war es uns, von Anfang an einen sicheren und vertrauensvollen Rahmen zu schaffen, denn das Thema „Fehler“ ist häufig mit Scham und schwierigen Gefühlen verbunden. Um dieses Vertrauen aufzubauen, starteten wir jede Einheit mit einem niederschwelligen Einstieg: Die Trainerin erzählte die Entstehungsgeschichte der Failstunde und machte so deutlich, warum dieser Workshop ins Leben gerufen wurde und welche Bedeutung er hat.


Anschließend folgten zum Einstieg in das Thema einfache gruppendynamische Spiele, die Bewegung in die Gruppe brachten und erste, ungezwungene Fehler provozierten, zum Beispiel scheinbar simple Spiele, die aber beim Ausprobieren überraschend knifflig wurden, schnell zu ersten Lachern führten und die Atmosphäre auflockerten.

Zu Beginn zeigten die Teilnehmerinnen im JBZ sehr unterschiedliche Haltungen gegenüber dem Workshop: Einige waren motiviert und aktiv, andere eher zurückhaltend oder desinteressiert. Durch die ersten Übungen gelang es meist, diese Differenzen auszugleichen – Motivation ist ansteckend, und gemeinsames Lachen schuf schnell eine positive Gruppendynamik. Die Mädchen wurden lockerer, entspannter und öffneten sich mehr für die kommenden Inhalte.


Schon nach den ersten kleinen Fehlversuchen reflektierten wir gemeinsam: Wie fühlt es sich an, einen Fehler zu machen? Was passiert im Körper, was im Kopf? Anschließend wechselten sich zwei inhaltliche Workshop-Stränge ab, um sowohl Reflexion als auch Alltagsnähe zu ermöglichen: 

  1. Der erste Workshopstrang war stärker reflektiv ausgerichtet und arbeitete mit Methoden wie Brainstorming, Post-its, Flipchartarbeit und Gruppengesprächen.
  2. Der zweite Workshopstrang setzte auf theaterpädagogische Methoden wie Improvisationsspiele, szenisches Spiel und kurze Rollenspiele. Um einen spielerischen Einstieg zu ermöglichen, begannen wir meist mit leichten Improvisationsübungen. Diese halfen den Mädchen dabei, Erwartungen loszulassen, Hemmungen abzubauen und ihre Kreativität freizusetzen. Es wurde viel gelacht und nicht selten überraschten sich die Teilnehmerinnen selbst mit ihrem Einfallsreichtum auf der improvisierten Bühne.


Die Auswertungen der Fragebögen und das mündliche Feedback zeigt, dass eine positive Wirkung auf ihre Fehlerkultur stattgefunden hat. Innerhalb von sechs Terminen zu je 6h Workshop haben wir es geschafft: 

  • Fehler zu enttabuisieren
    • „Es tut gut, mal so über Fehler einfach reden zu können“
    • „Das man diese Thema „Fehler kann man machen“ anspricht“
  • Besser mit Fehlern umzugehen
    • „Fehler machen ist in Ordnung man lernt daraus das man es beim nächsten mal besser machen kan“
  • verschiedene Perspektiven kennen zu lernen
    • „Das wir über Fehler gelernt haben und das Schauspiel fand ich wirklich toll und lustig.“
    • “Es war sehr Lustig, die Rollenspiele waren sehr witzig“ 
  • Dadurch Empathie zu entwickeln
    • „Ich habe mich wirklich in die Lehrerin gerade reingedacht, und es hat mir so leid getan dass der Schüler es gerade nicht verstanden hat!“
    • „Fehler sind nicht schlimm, man sollte Menschen nicht dafür runter machen“
    • „Menschen sind mehr als der erste Eindruck“
  • Über die Wichtigkeit von Selbstliebe zu sprechen
    • „Offener gegenüber Fehlern zu sein und mich nicht selbst dadurch runter zu machen“ 
  • Partizipation zuzulassen und zu jederzeit ihre Ideen und Gedanken in den Workshop fließen zu lassen
    • “Wenn man keinen Bock auf Therapie hat, dann kann man einfach hierher kommen“
    • „Offene Kommunikation keine Angst etwas zu sagen“
  • Kreativ zu sein
    • „Können wir nochmal improvisieren?“
  • Vertrauen aufzubauen
    • „Ich hab das gar nicht erwartet, aber es hat mir sehr gut gefallen”
    • „Die Umgebung nur mit Frauen war sehr toll und man hat sich dadurch und durch die Leitung sicher gefühlt.“
  • Spaß und Offenheit zu haben
    • „Ich habe genau das jetzt gebraucht“
    • „Es hat richtig viel Spaß gemacht“


In den Rückmeldungen der Teilnehmerinnen wurde besonders häufig die angenehme und wertschätzende Atmosphäre während der Failstunden hervorgehoben. Viele lobten die kreative Gestaltung der Aufgaben, die es ihnen erleichterte, sich mit dem schwierigen Thema „Fehler“ auf eine spielerische und gleichzeitig tiefgehende Weise auseinanderzusetzen. Auch die zwischenmenschlichen Fähigkeiten der Trainerin fanden durchgehend positive Erwähnung, ihre empathische, respektvolle und zugewandte Art schuf einen sicheren Rahmen, in dem sich die Mädchen ernst genommen und gesehen fühlten.

Gerade im Hinblick auf die sehr heterogene und zum Teil stark belastete Zielgruppe bewerten wir dieses Feedback als besonders bedeutend. Es zeigt, dass es gelungen ist, eine Atmosphäre zu schaffen, in der Vertrauen entstehen konnte – eine zentrale Voraussetzung dafür, dass persönliche Entwicklung und Reflexion überhaupt möglich sind. In unseren Augen ist dieses qualitative Feedback nicht nur eine schöne Bestätigung unserer Arbeit, sondern auch ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Wirkung des gesamten Projekts.  

Herausfordernd war vor allem die große Heterogenität der teilnehmenden Mädchen. Einige verfügten nur über geringe Deutschkenntnisse, viele brachten psychische Belastungen mit – darunter langjährige Erfahrungen mit Depressionen, sozialen Ängsten oder vorangegangene Klinikaufenthalte. Manche befanden sich in schwierigen beruflichen Situationen: Sie hatten ihren Job verloren und fanden – sei es durch geringe Qualifikation oder Diskriminierung aufgrund ihrer Herkunft – nur schwer Anschluss am Arbeitsmarkt. Gleichzeitig waren viele von ihnen offen, interessiert und motiviert. Andere wiederum begegneten dem Workshop eher verschlossen, zeigten wenig Bereitschaft zur Beteiligung und äußerten eine grundsätzliche Skepsis gegenüber Maßnahmen des AMS.


Die Trainerinnen begegneten diesen sehr unterschiedlichen Ausgangslagen mit großer Geduld, Empathie und einer durchweg positiven Grundhaltung. Besonders berührend war zu beobachten, wie sich gerade die zunächst verschlossenen Teilnehmerinnen beim zweiten Termin zu öffnen begannen – oft so sehr, dass sie gar nicht mehr aufhören wollten, ihre Geschichten zu erzählen. Diese Momente der Offenheit und des Vertrauens empfanden wir als echten Durchbruch – und als Bestätigung dafür, wie wertvoll ein geschützter Raum für ehrliche Begegnung und persönliche Entwicklung sein kann.

“War perfekt alles”

„Danke, dass du so einen Workshop machst“

„Ich fand den Workshop richtig, richtig toll!“

„Ich hab alles fantastisch gefunden“ 

„Ich habe diesen Workshop sehr genossen und interessante Erfahrungen gemacht. Ich wünsche euch viel Erfolg für Failstunde:)“

„Ich finde den Workshop wirklich sehr toll und ich bin froh das es sowas gibt“

„Es war sehr spannend und es hat mir sehr gut gefallen“

Copyright Fabienne Mühlbacher

Copyright Fabienne Mühlbacher

WIR SAGEN DANKE AN DIE HIL FOUNDATION UND DEN MÄDCHENBEIRAT, DER DIESES PROJEKT MÖGLICH GEMACHT HAT!

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